Psychonavigation
Theorie, klinische Beobachtungen und persönliche Erkenntnisse
von Tom Kenyon
Ein Hinweis an die Leser: Dies ist der erste Teil einer Website-Artikelserie zum Thema Psychonavigation. Diese Fähigkeit des menschlichen Bewusstseins ist so reich und komplex, dass ich beabsichtige, diesen Artikel von Zeit zu Zeit zu ergänzen. In diesem ersten Teil gebe ich einen Überblick über Psychonavigation, die drei grundlegenden Charakteristika dieses geistigen Phänomens, eine Fallstudie und einige praktische Ratschläge für diejenigen, die eigene Erfahrungen mit Psychonavigation sammeln möchten. Zukünftige Fortsetzungen dieses Artikels werden Sie auf unserer Webseite HYPERLINK “http://www.TomKenyon.com” www.TomKenyon.com finden, wenn Sie unter der Rubrik »Artikel« auf »Psychonavigation« klicken.
ERSTER TEIL
Einfach ausgedrückt ist Psychonavigation die mentale Erfahrung, sich durch den inneren Raum zu bewegen (den wahrnehmbaren Raum des menschlichen Bewusstseins). Das kann eine Bewegung rückwärts oder vorwärts in der Zeit beinhalten und/oder eine Bewegung in andere Bereiche des Raumes als jene, die wir normalerweise wahrnehmen. Manchmal kommt es bei der Psychonavigation zu einer Verschiebung der persönlichen Identität, wodurch Fähigkeiten oder Erkenntnisse gewonnen werden, über die der betreffende Mensch sonst nicht verfügt. Bei diesen Bewusstseinszuständen und der entsprechenden mentalen Aufmerksamkeit kann es auch darum gehen, sich in eine Erfahrung (etwa eine Erinnerung oder Fantasie) hinein und wieder aus ihr heraus zu bewegen, um nützliche Informationen zu erlangen. Die Psychonavigation ist eine faszinierende Fähigkeit, die offenbar fester Bestandteil der menschlichen Gehirnaktivität ist.
Durch psychoneurologische Forschungen wurde zweifelsfrei nachgewiesen, dass EEG-Aktivität im Alpha-Theta-Bereich eine Fülle außergewöhnlicher Phänomene stimulieren kann — besonders solche, die für die Psychonavigation förderlich sind.
Die Gründe dafür liegen unmittelbar in unserer Neurophysiologie. Wenn die Gehirnaktivität sich von dem normalen Beta-Wachzustand (12-16 Hz) zum entspannteren Alpha-Zustand (8-12 Hz) verlangsamt, erfolgt ein Absinken von Muskelanspannung, Atemfrequenz, Blutdruck und Puls. Auch die Stresshormone, beispielsweise Adrenalin, werden reduziert. Der gesamte physische Organismus entspannt sich mehr oder weniger, abhängig davon, wie tief der Alpha-Zustand ist und wie lange er andauert.
Allgemein gesagt, und beruhend auf meinen eigenen klinischen Beobachtungen als Psychotherapeut während der letzten zweiunddreißig Jahre, würde ich sagen, dass eine Alpha-Aktivität bei den meisten Menschen die oben erwähnten Entspannungseffekte erzielt, wenn sie mindestens zwanzig Minuten andauert.
Als Hypnosetherapeut in der Tradition Ericksons gelang es mir oft, durch eine Kombination von Ericksonscher Metaphernsprache und einfacher Konzentration seitens der Klienten, diese in tief veränderte Bewusstseinszustände zu führen. Ich ließ die Klientin oder den Klienten sich zum Beispiel auf den Atem und einen Arm oder eine Hand konzentrieren. Dieser mentale Fokus veränderte ihre neurologische Aktivität auf radikale Weise.
An verschiedenen Punkten während unserer Sitzung waren die Klienten sich ihrer äußeren Umgebung, das heißt meines Behandlungszimmers, nicht länger bewusst. Stattdessen gelangten sie in einen tiefen, traumähnlichen Aktivitätszustand. Ich spreche hierbei von Wachtraum-Zuständen, da die Person wach ist und oft sogar in einem Stuhl sitzt, die innere, mentale Erfahrung aber sehr stark einem Traum ähnelt. Theoretisch wird dies durch eine Erhöhung der Theta-Aktivität (4-8 Hz) bewirkt. Theta ist ein viel langsamerer Gehirnzustand als Alpha, und während Alpha durch entspannte Aufmerksamkeit gekennzeichnet ist, schwindet im Theta-Zustand das Bewusstsein der Person für ihre äußere Umgebung immer mehr. Die innere mentale Wirklichkeit wird lebhafter, und in bestimmten Bereichen des Theta-Zustandes (in der Regel den niedrigeren Frequenzen) verliert die Person zunehmend den bewussten Kontakt zur Außenwelt. Dieser Rückgang der auf Sinneseindrücken beruhenden äußeren Wahrnehmung ist möglicherweise einfach darauf zurückzuführen, dass unmittelbar auf Theta der Delta-Zustand folgt (0,5-4 Hz).
Im Delta-Zustand wird die Außenwelt kaum noch wahrgenommen. Und in den unteren Bereichen von Delta gibt es überhaupt keine Bewusstheit mehr. Die einzige Ausnahme von dieser Regel, beruhend auf Forschungen im Bereich Meditation und Schlaf, findet sich bei Meditierenden. Meditationserfahrene Personen berichten oft von einem vierten Bewusstseinszustand, in dem der Körper als schlafend wahrgenommen wird, während der Geist sich seiner selbst bewusst ist. Diese Forschungen wurden überwiegend an der Maharishi International University durchgeführt, wo die Effekte der Transzendentalen Meditation wissenschaftlich untersucht wurden. Die Ergebnisse sind interessant, aber bislang noch nicht wirklich beweiskräftig. Aufgrund meiner eigenen Erfahrungen und denen anderer Meditierender, die mir persönlich bekannt sind und, wie ich, viele verschiedene Meditationspraktiken anwenden, steht jedenfalls fest: Dieser vierte Bewusstseinszustand ist eine erfahrbare Realität. Doch wenden wir nun unsere Aufmerksamkeit wieder dem Theta-Zustand zu, denn in ihm ist Psychonavigation möglich und erlebbar.
EEG-REALITÄTEN
Zunächst möchte ich betonen, dass ich, wenn ich von Theta, Alpha und dergleichen spreche, damit keineswegs behaupten möchte, dass sich das gesamte Gehirn in einem dieser energetischen Zustände befindet. Es handelt sich bei den Bezeichnungen Alpha und Theta um statistische Richtwerte. Das Gehirn befindet sich niemals in einem einheitlichen Zustand (außer vielleicht während eines Komas, und natürlich nach dem Tod). Aber in einem lebendigen und normal funktionierenden Gehirn gibt es überall zahlreiche Gehirnwellen-Typen, die gleichzeitig erzeugt werden. Das kann man auf einem topografischen EEG deutlich erkennen. Falls Sie eine solche topografische Karte des Gehirns noch nie gesehen haben, lade ich Sie ein, sich auf meiner Webseite HYPERLINK “http://www.TomKenyon.com” www.TomKenyon.com ein Beispielbild anzuschauen: Klicken Sie auf den Button Acoustic Brain Research und öffnen Sie dort Study 5: »Anecdotal Study Of EEG Effects on ABR Wave Form«. Dort finden Sie Abbildungen dreier topografischer EEGs.
Studien zur topografischen Kartografierung des Gehirns zeigen sehr deutlich, dass im Neocortex ständig eine Vielzahl von Aktivitäten stattfindet. Bei EEG-Studien, die mit dieser Technologie, dem so genannten Neuromapping, durchgeführt werden, vergleichen die Wissenschaftler alle Rohdaten, die von den Elektroden übermittelt werden, und führen eine statistische Analyse durch, was in der Regel mit Hilfe spezieller Computer-Software automatisch erfolgt. Als Resultat erhält man eine schematische Darstellung der Gehirnwellenaktivität, auf der die Orte der EEG-Aktivität im Gehirn sichtbar sind. Man erkennt darauf, welche Gehirnzustände in den jeweiligen Bereichen vorherrschen und wie stark diese Gehirnwellen sind.
Manche Menschen verwenden euphemistische Redewendungen wie »Du befindest dich jetzt im Alpha-Zustand« oder dergleichen. Solche Etikettierungen mögen denen sinnvoll erscheinen, die sie benutzen, aber neurologisch sind sie unzutreffend.
Das mag manchen (allerdings nicht den Wissenschaftlern unter den Lesern) übertrieben technisch erscheinen, doch finde ich es sehr wichtig, dass wir ein klares, genaues Bild der nicht-alltäglichen Körper- und Bewusstseinszustände erlangen. Wenn wir uns dem geistigen Phänomen der Psychonavigation zuwenden, sollte unsere Herangehensweise sich auf solide Erkenntnisse stützen. Wir wollen hierbei schließlich keinen Selbsttäuschungen unterliegen. Vielmehr wollen wir einen Aspekt unseres eigenen Bewusstseins entwickeln, der es uns ermöglicht, das übliche Schubladendenken hinter uns zu lassen. Und nach meiner Erfahrung eignet sich nichts besser als die Psychonavigation, um unseren geistigen Horizont zu erweitern und uns neue Denk-Perspektiven zu erschließen.
DIE BEIDEN INEINANDERGREIFENDEN WELTEN DES THETA-ZUSTANDES
Während meiner zehn Jahre in der Gehirnforschung unter der Federführung von Acoustic Brain Research bin ich zu der persönlichen Überzeugung gelangt, dass Theta-Wellen in unserer Neurophysiologie zwei Effekte erzeugen. Zum einen reduzieren sie unsere Wahrnehmung der Außenwelt, während sie gleichzeitig die Tür zu einer inneren Welt öffnen, deren Wahrnehmung auf Sinneseindrücken beruht. Es ist, als ob die äußere Welt verschwindet und stattdessen eine lebendige und scheinbar reale innere Welt in unser Blickfeld rückt.
KLINISCHE BEOBACHTUNGEN
Ich möchte Ihnen nun ein Beispiel für Psychonavigation vorstellen, das einige der von mir erwähnten theoretischen Ideen veranschaulicht. Eine Frau, nennen wir sie Jane (das ist nicht ihr richtiger Name), wurde wegen einer Depression zu mir geschickt. Kürzlich hatte sie ihren Mann verloren, mit dem sie über zwanzig Jahre verheiratet gewesen war. In seinen letzten Lebensjahren war er schwer krank gewesen und von seiner Frau gepflegt worden. Jetzt, nach seinem Tod, war sie völlig am Boden zerstört. Sie berichtete mir, dass sie kaum noch wagte, das Haus zu verlassen, und sich sehr einsam fühlte. Während der letzten Jahre hatte sie ihre ganze Aufmerksamkeit ihrem kranken Mann gewidmet.
Nachdem wir ein wenig über ihre Lebensgeschichte und ihre gegenwärtige mental/emotionale Verfassung gesprochen hatten, spielte ich ihr von einer CD ein Musikstück vor, das ich speziell dafür komponiert hatte, veränderte Bewusstseinszustände zu erzeugen. Als ich sah, dass die Musik entspannend auf Jane wirkte, sprach ich mit leiser Stimme zu ihr, um ihren sich zusehends vertiefenden Entspannungszustand nicht zu stören. Ich benutzte eine Methode konstruierender Sprache, die man die Ericksonsche Methode nennt. Diese Art des Einsatzes von Worten und Sprechrhythmus beruht auf der medizinischen Hypnosearbeit von Dr. Milton Erickson. Hierbei werden im Wesentlichen Metaphern verwendet, in die Botschaften für das Unterbewusstsein eingebaut sind. Besonders schön an den auf Erickson zurückgehenden Metaphern ist, dass sie den Trancezustand vertiefen — das Gehirn wird in die niedrigfrequenten Zustände Alpha, Theta und manchmal sogar Delta versetzt.
Ich begann, Jane eine Geschichte über eine Pflanze zu erzählen, die zu groß geworden und deshalb umgetopft worden war. Zuerst war das ein Schock für die Pflanze, weil der neue Topf überhaupt keine Grenzen zu haben schien. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Doch schließlich breitete sie ihre Wurzeln in dem nährstoffreichen Boden aus, aus dem sie alles aufnahm, was sie für ihr Wachstum brauchte. Am Schluss, nachdem ich diese den Verstand einlullende Geschichte ungefähr zehn Minuten weitergesponnen hatte, erblühte die Pflanze auf ganz neue Weise.
Als Jane in Trance ihre Aufmerksamkeit nach innen richtete, begriff ihr Unterbewusstsein, dass die Geschichte von der Pflanze eigentlich von ihr handelte. Es nahm die Botschaft wörtlich, und als Janes Trance noch tiefer wurde, veränderte sich ihre Wahrnehmung ihrer selbst und der Welt radikal. Sie, ich und das Behandlungszimmer — alles verschwand. Ich weiß das, weil wir nach der Sitzung über ihre Erlebnisse gesprochen haben.
Als während der Sitzung Janes Trance besonders tief war, gab es einen Moment, als Jane sich in eine Pflanze verwandelte. Ihr kognitives Bewusstsein war ausgeschaltet, und sie stellte das Erlebnis in keiner Weise in Frage. Sie war eine Pflanze, und sie wurde umgetopft. Als das geschehen war, sah sie sich auf einer anderen Ebene als Mensch, der sich rückwärts durch alle seine Lebenserfahrungen bewegt. Irgendwie bezog sie Kraft und Einsichten aus diesen Erfahrungen, auf Wegen, die sie nicht verstand, aber dennoch deutlich spürte. Und dann wurde sie, als Pflanze, hinauf zu Gott gebracht. Im glänzenden weißen Licht des Himmels vergab Gott ihr alle Fehler, die sie ihrer Meinung nach begangen hatte, während sie ihren kranken Mann pflegte. An diesem Punkt fing Jane an zu weinen, und ihre Tränen holten sie schließlich aus ihrem Trancezustand zurück, so dass sie sich wieder ihrer selbst und des Behandlungszimmers bewusst wurde.
Dieses Erlebnis wirkte auf sie zutiefst bewegend und befreiend. Als sie zu ihrem zweiten Termin zu mir kam, war die Depression verschwunden. Sie war dabei, neue Freundschaften zu schließen und frühere Bekanntschaften wiederaufleben zu lassen. Meine Arbeit war getan.
Es gibt viele Elemente in dieser Geschichte, auf die wir näher eingehen könnten, unter anderem die wirklich faszinierende Beziehung zwischen Sprache und Neurophysiologie. Aber in diesem Teil des Aufsatzes geht es in erster Linie um die Grundlagen der Psychonavigation. Nutzen wir also Janes Erlebnis, um diese Grundlagen näher zu erläutern. (Hinweis: Wenn Sie mit den Ericksonschen Metaphern nicht vertraut sind und Sie gerne kennen lernen möchten, empfehle ich Ihnen die CD Freedom To Change, die früher unter dem Titel Freedom To Be abgeboten wurde. Sie enthält drei Ericksonsche Geschichten, die darauf abzielen, die Selbstachtung zu erhöhen und die Selbstsabotage zu verringern. Diese CD ist sehr wirkungsvoll und ein gutes Beispiel für die Ericksonsche Methode.)
NEUROLOGIE, PERSÖNLICHE GESCHICHTE UND ABSICHT
1. NEUROLOGIE
Die erste Gemeinsamkeit ausnahmslos aller Psychonavigations-Erfahrungen ist die Veränderung der Gehirnwellenaktivität.
Janes Pflanzen-Erfahrung war, wie ich es nenne, ein nicht-alltägliches Erlebnis. Für die meisten von uns ist es sehr ungewöhnlich, uns als etwas anderes als ein menschlichen Wesen zu erleben. Aber in den fließenden, offeneren Gehirnzuständen Alpha und vor allem Theta, sind solche Erlebnisse häufiger.
Die Verwendung von Klängen und Musik zur Herbeiführung veränderter Bewusstseinszustände besitzt eine lange Tradition und ist sehr gut wissenschaftlich dokumentiert. Darauf näher einzugehen, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Wenn Sie an soliden neurologischen Informationen über die Beziehung zwischen Neurologie und Klängen interessiert sind, empfehle ich Ihnen zwei Quellen — einen Aufsatz über Psychoakustik mit dem Titel »Constructs of ABR Technology«. Sie finden ihn auf meiner Webseite unter Acoustic Brain Research; und/oder mein Buch Brain States (Verlag: New Leaf Publishing).
Auf jeden Fall können Klänge und Musik unseren Bewusstseinszustand verändern. Als ich in meiner Praxis Jane die Musik vorspielte, stimulierte ich damit einen Teil ihres Gehirns, der RAS genannt wird, retikuläres Aktivierungssystem, wodurch sich die Gehirnwellenaktivität in Janes Neocortex veränderte. Ihr Gehirn wurde, so könnte man sagen, in einen veränderten Bewusstseinszustand hineingetrieben, der zweifelsohne von einer Zunahme der niedrigen Alpha- und Thetawellen gekennzeichnet war. In Verbindung mit den Sprachmustern der Ericksonschen Hypnose erzeugte Janes Gehirn eine erhebliche Zunahme der Theta-Aktivität, was sich daran zeigt, dass sie sich ihrer äußeren Umgebung nicht länger bewusst war. Dort, im bewusstseinsverändernden Raum des Theta-Zustandes, nahm sie sich selbst als Pflanze wahr und wurde in den Himmel zu Gott gebracht.
2. PERSÖNLICHE GESCHICHTE
Psychonavigations-Erfahrungen werden stark von der persönlichen Lebensgeschichte beeinflusst.
Als Jane mir von ihrem Erlebnis erzählte, nachdem sie wieder aus der Trance aufgetaucht war, fragte ich sie, ob sie wirklich Gott begegnet sei. Sie erzählte mir, dass sie ihn klar und deutlich habe sehen können – mit weißem Haar, einem langen, weißen Bart und einem wallenden weißen Gewand. In seiner Gegenwart verspürte sie ein tiefes Gefühl des Friedens, das sie, wie sie sagte, so noch nie zuvor erlebt hatte.
Ich stellte ihr diese Frage als Teil meiner nie endenden persönlichen und informellen Erforschung der Erscheinungsformen Gottes. Nach über zwanzig Jahren meiner diesbezüglichen Forschungen fällt vor allem eines auf, nämlich wie unglaublich vielfältig die Erfahrungen sind, wenn die Menschen ihrer Version des Göttlichen begegnen.
Janes Verwandlung in eine Pflanze und ihre anschließende Begegnung mit Gott war ein klassisches Psychonavigations-Erlebnis, obwohl man keine Gottesbegegnung haben muss, um solche Erfahrungen zu machen. Viele dieser geistigen Erfahrungen haben überhaupt nichts Spirituelles oder Religiöses an sich. Aber allen gemeinsam ist die Veränderung der zeitlichen und räumlichen Wahrnehmung sowie ein verändertes Erleben der eigenen Identität.
Während Jane damit beschäftigt war, eine Pflanze zu sein, befand sie sich gleichzeitig an einem anderen inneren Ort. Sie bewegte sich rückwärts durch die Zeit, um aus ihren früheren Erfahrungen Stärke und Einsicht zu gewinnen. Sie sah und fühlte, dass es geschah, obwohl sie keine Ahnung hatte, wie so etwas möglich war.
Diese Aufspaltung der eigenen Identität tritt bei der Psychonavigation ziemlich häufig auf. Wenn Menschen sich psychonavigierend vorwärts oder rückwärts durch die Zeit bewegen, erleben sie sich selbst oft gleichzeitig innerhalb und außerhalb der Zeit. Für jemanden, der sich im normalen Wachbewusstsein befindet, scheinen solche Erfahrungen nicht nachvollziehbar zu sein. Aber in veränderten Bewusstseinszuständen, die durch eine starke Erhöhung der Theta-Aktivität gekennzeichnet sind, erscheinen solche Fähigkeiten ganz selbstverständlich und bedürfen keiner weiteren Erklärung. Sie werden unmittelbar erlebt, sogar wenn sie im Widerspruch zu unseren bisherigen Vorstellungen über die Natur von Zeit und Raum stehen.
3. ABSICHT
Psychonavigation entsteht aus einem Zusammenspiel aus veränderten Bewusstseinszuständen, persönlicher Lebensgeschichte und Absicht.
Janes Psychonavigations-Erlebnis geschah im Kontext von Therapie und Heilung. Sie hatte sich wegen ihrer Depression in Behandlung begeben, und das Erlebnis ereignete sich im Behandlungszimmer des Therapeuten (also in diesem Fall bei mir).
Diese vorherige Festlegung einer Absicht ist entscheidend dafür, dass solche Erlebnisse auftreten. Sie geschehen nicht einfach aus heiterem Himmel. Es muss ein Auslöser vorhanden sein.
Ich bin überzeugt, dass die Psychonavigation eine dem menschlichen Bewusstsein innewohnende Fähigkeit ist. Alles, was man benötigt, ist ein geeigneter Auslöser und die richtige Umgebung.
Tatsächlich hätte Jane ihr psychonavigatorisches Ereignis in einer ganzen Reihe möglicher Settings erleben können, zum Beispiel während eines Gottesdienstes, bei dem Musik gespielt wird, oder vielleicht auch in einem Traum.
DIE DREI ELEMENTE ERFOLGREICHER PSYCHONAVIGATION
In der Psychonavigation muss man sich um die persönliche Lebensgeschichte keine Gedanken machen. Sie ist der Filter und der Informations-Pool, aus dem alle Erfahrungen erschaffen werden. Daher muss man sich nicht unmittelbar damit auseinandersetzen. Sie ist einfach Teil des Gewebes, aus dem sich geistige Erfahrung bildet — besonders während Psychonavigationen.
Den anderen drei Elementen dagegen sollten Sie bewusste Aufmerksamkeit widmen, weil sie die Mittel sind, aus denen Sie, bewusst oder unbewusst, die Erfahrungen der Psychonavigation erzeugen.
Diese drei für jede Psychonavigation unerlässlichen Elemente sind:
1) ein Weg, die Gehirnwellenaktivität so zu beeinflussen, dass eine tiefe Alpha- oder sogar Theta-Aktivität erreicht wird
2) eine klare Absicht, was erforscht werden soll, das heißt ein bestimmtes Problem, eine Erinnerung, ein Traum und so weiter
3) eine erprobte Methodik
METHODIK
Ah, die Kraft der richtigen Methode! Das ist ein schier unerschöpfliches Thema. Es gibt so viele Wege ins Wunderland (das Magische Fenster zu Alpha und Theta), dass ich sie niemals alle beschreiben könnte, ganz gleich, wie lang dieser Aufsatz würde.
Wenn Sie sich ernsthaft für Psychonavigation interessieren, sollten Sie so viele Methoden wie möglich ausprobieren, mit denen sich dieser innere Zustand herbeiführen lässt. Je mehr Techniken Sie in der Hinterhand haben, desto effektiver werden Sie sein. Wenn Sie einen Weg gefunden haben, sollten Sie sich nicht auf Ihren Lorbeeren ausruhen. Finden Sie weitere Wege.
Nachdem das gesagt ist, möchte ich Ihnen ein paar einfache Prinzipien vorstellen, die Ihnen den Einstieg erleichtern werden. Das erste dieser Prinzipien ist das erste unerlässliche Element, von dem eben die Rede war — die Veränderung des Gehirnzustandes. Wenn Sie regelmäßig meditieren, kennen Sie das bereits, denn Sie erleben es jedesmal, wenn Sie sich in den meditativen Zustand versetzen. Der Unterschied zur Meditation ist, dass es nicht um die Stille als letztes Ziel geht. Innere Stille ist nur der Zugang, die Schwelle zu einem anderen Bewusstseinszustand.
Ein anderer, sehr wirksamer Weg, die Gehirnwellenaktivität zu verändern, ist die Nutzung bestimmter Musikstücke und/oder Klangmuster. Das ist ebenfalls ein weites Feld, aber einfach ausgedrückt muss es Musik ohne Worte sein, mit einem Klangmuster oder Rhythmus, der anhaltend, langsam und gleichbleibend ist. Diese Art von Musik ist nicht unterhaltsam im herkömmlichen Sinn. Man könnte aber sagen, dass sie mitreißend ist, da sie ein Mittel zu dem Zweck ist, die Gehirnwellenaktivität zu verlangsamen. Es gibt dort draußen eine Unmenge musikalischer Kompositionen, von denen manche ziemlich gut, die meisten jedoch, offen gesagt, eher zweitklassig sind. Wenn ein Musikstück bei Ihnen bewirkt, dass Sie sich entspannt fühlen und Ihre Aufmerksamkeit nach innen richten können, haben Sie offensichtlich etwas gefunden, was für Sie gut funktioniert.
Wenn Sie eine meiner eigenen Aufnahmen ausprobieren möchten, empfehle ich Ihnen Infinite Pool, das in einigen Versionen auch unter dem Titel Activate the Holographic Mind angeboten wird. Bei dieser psychoakustischen Aufnahme wird eine sehr komplexe Ton-Matrix erzeugt, die sich perfekt für die Psychonavigation eignet. Tatsächlich halte ich es persönlich für das Beste, was derzeit als akustischer Pfad für psychonavigatorische Bewusstseinszustände erhältlich ist. Nun ja, vielleicht bin ich nicht objektiv, aber urteilen Sie selbst.
Nun zurück zum eigentlichen Punkt. Sie können Ihre Gehirnwellenaktivität durch Meditation und/oder Psychoakustik verändern, und zwar so, dass Sie in einen idealen Zustand für die Psychonavigation gelangen.
Ich persönlich bevorzuge die beiden oben genannten Methoden, aber es gibt noch andere. Sie können auch eine Mind-Machine verwenden, ein Gerät, das die so genannte Frequenzfolgereaktion (engl.: »brain entrainment«) nutzt, um durch Klang- und Lichtimpulse die Alpha- und Theta-Aktivität in Ihrem Gehirn zu erhöhen.
Eine Zusatzbemerkung: Ich nehme an, dass manche meiner Leser mit Drogen experimentieren, um außergewöhnliche Bewusstseinszustände zu erreichen. Zweifellos können Drogen die Gehirnwellenaktivität und die Neurotransmitter-Muster verändern, doch es fehlt etwas Entscheidendes. Nicht nur sind die meisten Drogen illegal und besitzen neurotoxische Wirkungen, sie beeinträchtigen auch eine wirksame Selbstkontrolle, also die Fähigkeit, die eigenen Erfahrungen zu steuern. Selbstverständlich wirken Drogen bewusstseinsverändernd. Aber Sie haben die Effekte nicht unter Kontrolle. Und wenn der Rausch vorüber ist, können Sie diese Zustände nicht bewusst wieder herbeiführen. Beim Drogenkonsum lernt Ihr Gehirn/Bewusstsein nicht, wie es solche Zustände selbst erzeugen kann. Wenn Sie hingegen lernen, Ihre Gehirnwellenaktivität bewusst zu steuern, steht Ihnen damit ein wunderbares Hilfsmittel zur Verfügung. Dann sind Sie ein echter Psychonaut. Solange Sie nicht gelernt haben, Ihre Ausflüge in die inneren Welten Ihres Bewusstseins bewusst zu steuern, sind Sie Ihrem Reisevehikel beziehungsweise äußeren Hilfsmitteln ausgeliefert. Ich empfehle Ihnen daher, selbst das Ruder Ihres Geistes zu übernehmen und es nicht irgendeiner Droge, einem Kult, einer Religion oder, wenn wir schon dabei sind, dem Fernsehen zu überlassen.
ABSICHT
Nehmen wir an, Sie haben eine Methode gefunden, um Ihren Bewusstseinszustand zu verändern. Was Sie nun benötigen, ist eine klare Absicht. Psychonavigation ist ein fantastisches mentales Werkzeug. Natürlich können Sie einfach den inneren Raum erkunden und schauen, was geschieht. Aber warum keinen praktischen Nutzen daraus ziehen? Sie können die Psychonavigation einsetzen, um Informationen und Einsichten zu nahezu jedem Thema einzuholen. Definieren Sie eine klare Absicht, bevor Sie beginnen, dann wird der größte Teil der auftretenden Phänomene in Bezug zu dieser Absicht stehen.
RITUALE DES BEWUSSTSEINS
Bei der Psychonavigation reisen wir in unserer Wahrnehmung durch den inneren Raum. Und ganz wie bei Reisen durch den äußeren, physischen Raum benötigen Sie Orientierungshilfen. Wenn Sie beispielsweise mit dem Auto irgendwohin fahren, benutzen Sie vielleicht eine Straßenkarte, um sich zu orientieren. Wenn Sie ein Flugzeug steuern, müssen Sie bei Ihrer Positionsbestimmung zusätzlich die Höhe berücksichtigen.
Bei Reisen durch den inneren Raum orientieren Sie sich an gewissen Schwellen, die Sie überschreiten. Dieses geistige Bild der Schwelle grenzt den normal wahrgenommenen Raum von dem nicht-alltäglichen Raum der Psychonavigation ab. Wenn Sie die Schwelle überschreiten, gelangen Sie in eine andere Welt, die erfüllt ist von Magie und enormen Möglichkeiten. Der Raum, den Sie hier erleben, ist fließender. Die Zeit ist veränderbar, man kann sich in ihr vorwärts und rückwärts bewegen oder sogar den Rahmen der herkömmlichen Zeit völlig verlassen. Man kann auch die Erinnerung an ein früheres Ereignis aktivieren und es aus anderen Perspektiven erleben. Durch diese zusätzlichen Perspektiven gewinnen Sie Erkenntnisse, die Ihnen nicht zugänglich sind, solange Sie in einer zweidimensionalen Zeitachse festhängen.
Sie können sich sogar in der Zeit vorwärts bewegen und verschiedene mögliche Zeitachsen erleben, die alle Ausdrucksformen zukünftiger Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten sind.
Wenn Sie tiefer in diesen inneren geistigen Raum eintauchen, können Sie außergewöhnliche Transformationen der persönlichen Identität erleben. Sie können zum Beispiel ein geflügeltes Wesen werden, das nicht an die Schwerkraft gebunden ist, und dann hinaus zu anderen Welten fliegen. Sie könnten sogar ein Halbgott oder eine andere übermenschlichen Figur werden. Von solchen inneren Entdeckungsreisen können Sie Informationen und Erfahrungen mitbringen, die Ihre normale persönliche Identität bereichern und erweitern werden.
Die Schwelle ist im Wesentlichen ein geistiges Ritual. Sie ist ein Signal an Ihr Unterbewusstsein, dass Sie nun in einen anderen geistigen Raum eintreten wollen, ein inneres Reich, wo die Gesetze von Zeit und Raum nicht so sind wie in der normalen Alltagsrealität der äußeren Wahrnehmung. Ja, es ist gerade diese Veränderung der Zeit- und Raumwahrnehmung, die die Psychonavigation überhaupt erst möglich macht.
Nachfolgend beschreibe ich zwei Arten von Schwellen. Es handelt sich um einfache Hilfsmittel, mit denen Sie in den inneren Raum der Psychonavigation gelangen können, aber es gibt noch Hunderte von anderen Wegen, dies zu tun. Ich schlage Ihnen diese zwei vor, weil sie die Vorstellungskraft nicht zu sehr beanspruchen und sich gut für Anfänger eignen. In zukünftigen Ergänzungen zu diesem Aufsatz werde ich Ihnen komplexere Methoden vorstellen.
SINNESMODALITÄTEN UND DIE ERSCHAFFUNG VON SCHWELLEN
Ich werde künftig noch näher auf dieses Thema eingehen, aber hier ist es zunächst wichtig, das Grundkonzept zu erwähnen. Und wie sieht dieses Grundkonzept aus? Jeder Mensch erzeugt seine Erfahrung des inneren Raumes entsprechend seiner vorherrschenden Sinnesmodalität. Wenn Sie ein visueller Mensch sind, werden Sie die Schwellen und das, was sich jenseits davon befindet, sehen. Wenn Sie kinästhetisch veranlagt sind, also vor allem fühlen, sehen Sie möglicherweise überhaupt nichts vor Ihrem inneren Auge. Stattdessen werden Sie die Schwelle spüren. Wenn Sie eine innere Stimme hören, die Ihre Erfahrungen im inneren Raum beschreibt, sind Sie auditiv veranlagt und sehen oder fühlen möglicherweise gar nichts. Auch ist es gut möglich, eine Kombination einiger oder aller dieser Sinnesmodalitäten zu erleben. Eine vierte Möglichkeit besteht darin, dass Sie die Schwelle durch keinen Ihrer Sinne wahrnehmen, sondern durch unmittelbare geistige Offenbarung oder Erkenntnis. Das ist eine Art von innerem Wissen. Sie wissen dann einfach, was die Schwelle ist, wie sie aussieht und was sich auf der anderen Seite befindet. In der reinen Erkenntnis gibt es keine direkten Sinnesinformationen.
Es ist sehr wichtig, dass Sie das verstehen. Psychonavigation ist keine Visualisierung. Man muss dabei nichts sehen. Wenn Sie etwas sehen, prima. Aber falls nicht, machen Sie sich deswegen keine Sorgen. Folgen Sie einfach der Sinneswahrnehmung, die Ihnen am natürlichsten erscheint.
DAS ÜBERSCHREITEN DER SCHWELLE
Stellen Sie sich vor, dass Sie eine Tür oder ein Tor durchschreiten. Sagen Sie sich dabei, dass Sie aus der Alltagswelt in eine andere Welt überwechseln.
Wenn Sie vorher eine klare Absicht festgelegt haben, also wissen, was Sie gerne erforschen möchten, dann werden Sie in dieser anderen Welt Bilder oder Informationen zu dem von Ihnen zum Ausdruck gebrachten Wunsch vorfinden. Es ist wirklich so einfach. Wenn Sie die Schwelle überschritten haben, folgen Sie Ihrer Intuition und gehen dorthin, wohin es Sie zieht. Schwimmen Sie einfach mit dem Strom. Öffnen Sie sich für die Erfahrungen, die dieser andere Raum für Sie bereithält.
DIE TREPPE
Diese faszinierende Schwelle ermöglicht Ihnen zwei Dinge gleichzeitig. Erstens grenzt sie den äußeren Wahrnehmungsraum von dem nicht-alltäglichen Raum der Psychonavigation ab. Das ist die primäre Funktion aller Schwellen. Zweitens ermöglicht diese spezielle Methode es Ihnen aber zusätzlich, die Richtung der Bewegung zu bestimmen.
Stellen Sie sich vor, dass Sie eine Treppe hinauf- oder hinuntergehen. Wenn Sie über künstlerischen Ehrgeiz verfügen, können Sie sich eine Wendeltreppe oder eine andere Fantasievolle Form vorstellen. Wichtig ist, sich bewusst zu entscheiden, ob Sie auf der Treppe nach oben oder nach unten gehen wollen.
Ihr Unterbewusstsein interpretiert diese Bewegungsrichtung als Anweisung, sich in diese Art von innerem Raum hineinzubewegen. Wenn Sie die Treppe hinabsteigen, veranlassen Sie das Unterbewusstsein, seine Inhalte preiszugeben — Erinnerungen und ursprüngliche psychologische Kräfte.
Wenn Sie treppauf gehen, aktivieren Sie das, was manchmal Überbewusstsein oder höheres Bewusstsein genannt wird. Das ist das Reich des Lichts, der Engel und der übersinnlichen Wahrnehmung.
Die Schamanen der indigenen Kulturen bezeichnen diese beiden Welten häufig als die Unterwelt und die Himmlische Welt. In zukünftigen Ergänzungen zu diesem Artikel werde ich faszinierende Erkenntnisse aus der kulturellen Anthropologie bezüglich der Zusammenhänge zwischen Schamanismus und der Kunst der Psychonavigation näher beleuchten. Aber wenden wir nun unsere Aufmerksamkeit wieder den Grundlagen zu.
DIE TEILE DES PUZZLES ZUSAMMENSETZEN
Bevor Sie mit der Psychonavigation beginnen, schlage ich vor, dass Sie Ihre Absicht festlegen. Entscheiden Sie, welche Informationen oder Einsichten Sie erlangen möchten. Außerdem empfehle ich, dass Sie ein Psychonavigations-»Logbuch« griffbereit halten. Machen Sie sich nach jeder Sitzung ein paar Notizen, mit denen Sie später Ihrem Gedächtnis auf die Sprünge helfen können, wenn Sie die Ergebnisse Ihrer Psycho-Reisen auswerten möchten. Ein solches Logbuch kann von unschätzbarem Wert sein, da der größte Teil der inneren Bilder und Inhalte, die bei den Psycho-Reisen zutage treten, in Zusammenhang mit Ihrer Absicht stehen. Am besten notieren Sie die wesentlichen Elemente Ihrer Reise unmittelbar im Anschluss daran. Psychonavigationen geschehen in einem veränderten Bewusstseinszustand — ganz ähnlich wie Träume. Und wie bei Träumen neigen wir dazu, die Details schnell wieder zu vergessen.
Das liegt daran, dass bestimmte Erinnerungen mit speziellen mentalen und emotionalen Zuständen verknüpft sind. Wenn Sie psychonavigieren, bewegen Sie sich in einer sehr präzisen Verschachtelung neurologischer Ereignisse und der aus ihnen resultierenden Bewusstseinszustände. Wenn Sie diese Bewusstseinszustände wieder verlassen, werden die Erinnerungen an diese Erfahrungen weniger lebhaft und wichtige Informationen verblassen schnell und gehen verloren.
Eine typische Psychonavigations-Sitzung werden Sie höchstwahrscheinlich im Sitzen durchführen. Man kann zwar auch liegend psychonavigieren, aber da sich die Gehirnwellen verlangsamen, besteht dann die Tendenz einzuschlafen. Zweifellos ist diese Art von Schlaf und die Träume, die sich dabei einstellen, interessant, aber es handelt sich dabei nicht um Psychonavigation. Psychonavigation ist kein freier Fall in veränderte Bewusstseinszustände, sondern ein kontrolliertes, bewusst gesteuertes Reisen durch die inneren Räume unseres Geistes.
Verändern Sie Ihren mentalen Zustand, indem Sie die Alpha- und Theta-Aktivität erhöhen. Das ist die neurologische Voraussetzung für alle Arten von Psychonavigation. Achten Sie also darauf, dass Sie eine Methode benutzen, bei der diese Erhöhung der Alpha/Theta-Aktivität stattfindet. Bei den meisten Menschen, vor allem bei Anfängern, heißt das in der Regel, psychoakustische Musik einzusetzen, die zu dem alleinigen Zweck geschaffen wurde, diese Art von neurologischer Aktivität zu unterstützen.
Wenn Sie spüren, wie Sie geistig und körperlich in einen Entspannungszustand sinken, der typisch für eine erhöhte Alpha- und Theta-Aktivität ist, imaginieren Sie eine der Schwellen. Überschreiten Sie diese imaginäre Schwelle und erforschen Sie, was Sie jenseits dieses Portals vorfinden.
Der Raum ist das große Neuland für Pioniere und Entdecker. Und das gilt nicht nur für den äußeren Weltraum, sondern ebenso für den inneren Raum. Psychonavigation öffnet für uns, um Aldous Huxley zu zitieren, die Pforten der Wahrnehmung. Hinter diesen inneren Portalen des Geistes warten neue Welten auf Sie, Welten voller Paradoxien und Magie. Es gibt dort Schätze zu entdecken — neue Erkenntnisse, neue Seinsweisen und neue Wege, uns selbst und die Welt zu verstehen. Obwohl die Ausblicke, die sich dort für Sie auftun werden, atemberaubend und ehrfurchtgebietend sein können, kommt es letztlich in erster Linie darauf an, was Sie mit Ihren Entdeckungen anfangen. Und so mag es sein, dass jene, die mit Hilfe der Psychonavigation zu inneren Reisen aufbrechen, sich den größten Herausforderungen überhaupt gegenübersehen — hier in diesem sonderbaren Land zwischen der Alltagswelt, in der wir alle leben, und den nicht-alltäglichen, außerordentlichen Welten, die in unserem eigenen Geist existieren.
Durch die Psychonavigation eröffnen sich Ihnen Welten voller Wunder und Gefahren. Die Wunder sind offensichtlich, die Gefahren liegen mehr im Verborgenen.
Gefahren ergeben sich aus der Tatsache, dass für manche von uns die inneren Welten viel attraktiver sind als die äußere Alltagswelt, in der wir uns ständigen Problemen und Herausforderungen gegenübersehen. Das gilt besonders jetzt, wo uns höchstwahrscheinlich eine konfliktreiche neue planetare und kollektive Phase erhöhter Unsicherheit bevorsteht. Und doch wird hier im Glutofen unserer täglichen Lebenserfahrung Wissen und Weisheit geschmiedet. Daher wäre es ein großer Fehler, die Psychonavigation als Mittel zur Realitätsflucht zu nutzen. Sie ist nämlich, so wie ich es sehe, eine wunderbare Möglichkeit, um eine Brücke zwischen unserer inneren Bewusstseinswelt und der Außenwelt des Lebens zu bauen. Beide Welten bereichern sich gegenseitig, wenn ein freier, offener Austausch zwischen ihnen stattfindet. Und die Welt, in der wir alle leben, benötigt dringend einen solchen Zustrom neuer Erkenntnisse.
Aus dem Amerikanischen von Thomas Görden
Copyright der Übersetzung: AMRA Verlag, Hanau, Germany